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Häftlings-Bahntransporte 1945 durch Chemnitz

Mit der sowjetischen Winteroffensive ab 12. Januar 1945 wurde auch die Situation der östlich der Oder/Neiße gelegenen Konzentrationslager prekär. So löste man Auschwitz ab 18. Januar 1945, Stutthof ab 25. Januar und Groß-Rosen im Februar 1945 auf und evakuierte die Häftlinge. Mehrere der Evakuierungen (Todesmärsche und Bahntransporte) der Haupt-und Nebenlager von Auschwitz und Groß-Rosen verliefen dann über sächsisches Territorium und einige Züge durchfuhren auch Chemnitz.

In der kalten Jahreszeit zwischen Januar und April 1945 erfolgten die Transporte meist in offenen Güterwagen, ohne warme Kleidung und oftmals ohne Verpflegung. Die durch harte Arbeit und mangelnde Ernährung geschwächten Häftlinge waren damit noch stärker in Todesgefahr. Die Evakuierungszüge stellte immer die Deutschen Reichsbahn zur Verfügung.
Vom 18. bis 21. Januar 1945 wurden etwa 56.000 Häftlinge aus Auschwitz-Birkenau und Monowitz und deren Außenlagern in Marsch gesetzt, bevor die Rote Armee etwa 
7.500 Kranke am 27. Januar 1945 befreite. Ein Teil der Marschierenden trieb die SS bis nach Groß-Rosen (Rogoznica), andere mussten 55 km nach Gleiwitz (Gliwice) und 
63 km nach Loslau (Wodzislaw Slaski) marschieren, wo die Bahn Züge bereitgestellt hatte. Überall befolgten die Wachmannschaften den Befehl des SS-Generals Schmauser und erschossen alle Häftlinge, die wegen Hungers und Kälte nicht mehr laufen konnten.

Am 19. Januar 1945 evakuierten die Faschisten das Außenlager des KZ Auschwitz, Fürstengrube. Ca. 280 kranke Häftlinge wurden vor oder nach Beginn der Evakuierung erschossen oder bei lebendigem Leibe verbrannt.

 

Am Abend des20.Januars 1945 erreichte die Marschkolonne das Auschwitz-Nebenlager Gleiwitz II. Weitere Häftlingskolonnen, insbesondere aus Monowitz, trafen ein. Ein großer Eisenbahntransport wurde zusammengestellt, die Häftlinge in offene Kohlenwaggons gepfercht, Körper an Körper, ohne dass sich jemand setzen, hocken oder gar 
legen konnte. Vermutlich lag dem Zielort des Transportes ein verhängnisvoller Hörfehler zugrunde, statt KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen verstand man wahrscheinlich bei der telefonischen Befehlsübermittlung den Namen KZ Mauthausen. So führte die Fahrtroute von Gleiwitz (Gliwice) über Mährisch-Ostrau (Ostrava), Zlín (Gottwaldov), Lundenberg (Breclav) und Wien nach Mauthausen bei Linz. Das KZ Mauthausen lehnte jedoch die Aufnahme der Häftlinge ab. Die Todesfahrt wurde fortgesetzt. Über Regensburg, Nürnberg, Plauen, Chemnitz, Leipzig und Weimar erreichte der Zug schließlich am 4. Februar 1945 Nordhausen. Es muss ein Inferno gewesen sein. Die Wirkung des strengen Frostes um -20 º C wurde durch den Fahrtwind noch verstärkt. Die Notdurft konnte nur durch die Kleidung verrichtet werden. Hunger und Durst taten ein Übriges. 
Es gab weder Verpflegung noch Trinkwasser. Die Toten wurden während der Fahrt kurzerhand hinausgeworfen, oder man schlichtete hartgefrorene Leichen entlang der Waggonwand auf, um sie so als Sitzbänke benutzen zu können. Die Bilanz auf sächsischem Gebiet: 43 Todesopfer sind nachgewiesen. Im KZ Mittelbau-Dora kamen noch 1849 Häftlinge, darunter 464 Tote, an. „Wenn wir die Toten anfassten, so blieben uns öfter Arme, Beine oder Köpfe in den Händen, da die Leichen gefroren waren“, berichtete ein Überlebender.

Die meisten Häftlinge wurden bis Lübeck getrieben und fanden bei der Bombardierung der Cap Arcona in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945 den Tod.

NS-Terror und Verfolgung in Sachsen

Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.

Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium. 

Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.

Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S

Von Leipzig über Waldheim nach Buchenwald vom Anarchosyndikalisten zum Kommunisten

Erinnerungnen von Richard Thiede (1906 - 1990) Herausgegeben von Gert Thiede 

Zu diesem Bericht Im Januar 1984, mit bereits 78 Jahren, hat mein Vater versucht, sein persönliches Leben schriftlich festzuhalten.
Sein Ziel war es, die Erinnerungen einmal in einer Schrift zusammenzufassen und der Öffentlichkeit oder einem Museum zur Verfügung zu stellen. Dabei kam es ihm vor allem darauf an, die in Zeiten politischer Engstirnigkeit mancher Funktionäre, ihre abwertende und abweisende Einschätzung zum Wirken der Freien-Arbeiterunion-Deutschlands (FAUD) in der Betrachtung der Arbeiterbewegung richtig zu stellen. ....